Freunde kennen lernen, abtanzen, Musik hören

Schwul-lesbische Feten in Trier

Ein Interview mit Nikola, Caro und Timo.
Das Interview hat nur historischen Wert und spiegelt nicht den gegenwärtigen Stand in Trier wieder.

schmit-z.de: Vielen Dank ihr drei, dass ihr euch Zeit genommen habt, den Besuchern von www.schmit-z.de Auskunft über schwul-lesbische Feten in Trier zu geben. Ihr habt auf unterschiedliche Weise mit diesen Feten zu tun. Am besten stellt ihr euch erst einmal vor.
Timo, Nikola und Caro beim Interview im SCHMIT-Z
Nikola: Ich bin 34 Jahre alt, arbeite im Schwach & Sinn und gehöre zu dem Team, das die Homo Sapiens organisiert. Wir haben das 1998 angefangen, weil es vorher nie etwas schwul-lesbisches gab. Es gab die Famfatal in der TuFa und die Schwulenfeten im Palais, und weil die Männer nie mit auf die Fam durften, haben wir eben etwas Neues auf die Beine gestellt.
schmit-z.de: Wir vom SCHMIT-Z waren damals ganz erstaunt, dass sich da plötzlich in Trier unabhängig von uns noch etwas anderes tat. Wie sah dies von eurer Sicht aus?
Nikola: Santo, jetzt Jörg, Ramona (das sind die andern vom Homo-sapiens-Team) und ich hatten damals mit dem SCHMIT-Z gar nichts zu tun. Wir wollten keine Gegenveranstaltung machen, sondern hatten eben unsere eigenen Pläne und Vorstellungen. Dann kam für 1999 die Anfrage vom Alex (Geschäftsführer des SCHMIT-Z), gemeinsam die Silvesterparty zu machen. Am Anfang war da ein bisschen Skepsis, man hat sich ein wenig beschnuppert, aber seitdem ist das eine gute Zusammenarbeit.
schmit-z.de: Eben fiel schon der Name Famfatal, der Fete nur für Frauen und Lesben im kleinen Saal der TuFa, die einmal im Monat jeweils am 2. Samstag stattfindet: Dafür stehst du, Caro.
Caro: Ja, richtig. Die Famfatal gibt es schon über zehn Jahre. Damals begründet von Beate vom Uni-Frauen-und-Lesben-Referat. Vor etwa zwei Jahren hat dann eine Art Wachablösung begonnen. Seitdem bin ich dabei. Insgesamt sind wir jetzt ziemlich junge Helfer und Organisatoren, und so hat die Famfatal auch generell ein neues Gesicht bekommen. Die Famfatal hat heute ein junges Publikum, eine fröhliche, angenehme Stimmung und Atmosphäre.
schmit-z.de: Timo, von dir weiß ich, dass du auf sehr viele Feten gehst. Auf einer Famfatal bist du aber dennoch nie gewesen?
Timo: Außer auf den gemeinsamen Feten. Das gab’s schon zwei Mal im Rahmen der Homosella.
schmit-z.de: Das sind die schwul-lesbischen Kulturtage, die immer im Herbst stattfinden. Darüber hinaus kennst du, glaube ich, die Fetenszene sehr gut. Wie schätzt du die in Trier ein?
Timo vertritt die Fetenbesucher Timo: Ich veranstalte keine Feten mit, sondern verstehe mich hier als Repräsentant der Besucher. Und ich muss sagen, dass ich im Gegensatz zu vielen anderen eigentlich recht positiv eingestellt bin und jedes Fetenangebot dankbar annehme. Viele aus der Szene mäkeln herum, was ich aber ungerecht finde. Oft werden Vergleiche mit Köln oder anderen Schwulenmetropolen herangezogen und das ist einfach unfair. Den Vergleich mit gleich großen Städten hält Trier allemal aus. Viele gehen auf keine Fete, jammern aber ständig herum, oder man sieht sie auf allen Feten und sie jammern trotzdem. Das geht einfach nicht in meinen Kopf. Ich sage den Leuten das auch, weil ich mich über solche Einstellungen ärgere. Trier hat auch fetenmäßig einiges zu bieten. Da sind neben den unregelmäßigeren Homo-sapiens-Feten im Ex-Haus und für Frauen der erwähnten Famfatal, hier im SCHMIT-Z die Homosphèren jeweils am ersten Samstag im Monat. Dazu kommen dann noch seit neuerem die Feten im Studi-Haus.
schmit-z.de: Mal angenommen, keiner hätte sich abgesprochen, und alle Feten fänden am gleichen Samstag statt. Wo würdest du jemanden hinschicken, der neu in Trier ist?
Heartbreaker. Fetenmotto Studi-Haus-Fete Timo: Ja, wenn er schwul ist, würde ich sagen, geh erst einmal auf die Homosphère ins SCHMIT-Z. Das ist eigentlich so das klassische Angebot, das sich sehr gut entwickelt hat. Außerdem steht ja da mit den normalen Öffnungszeiten des Zentrums und den Gruppen- und Beratungsangeboten eine Menge mehr dahinter. Homo Sapiens war anfänglich sehr lesbisch dominiert, hat sich aber auch im Sinne der Schwulen sehr gut entwickelt. Insofern läuft ein Neuer dort heute nicht mehr Gefahr, sich als die wahre Minderheit zu fühlen. Die Studi-Feten waren bislang leider einfach nicht so gut besucht. Die Leute denken wohl auch, das seien reine Studentenfeten. Sie finden ja auch im Uni-Bereich statt und sind unregelmäßig.
Nikola organisiert Homo Sapiens von Anfang an. Nikola: …und haben ja auch erst wenige Male stattgefunden. Wir mit Homo Sapiens haben auch mal klein angefangen. Was du sonst zu den Feten gesagt hast, finde ich richtig. Für Schwule stimmt diese Einschätzung. Für Lesben gilt ganz klar: Die Famfatal ist ein Muss. Ein breiteres Feld finden sie auf der Homo Sapiens. Ich bin selbst immer wieder erstaunt, was neben dem Szenenpublikum für Leute da auftauchen. Ich wundere mich immer, wo die herkommen. Trier ist klein und trotzdem sieht man immer wieder neue, interessante Leute.
Timo: Da kann ich nur zustimmen: Es sind einfach andere Leute. Oft welche, die auch privat viele Kontakt zu Lesben haben. Dazu kommt, dass Homo Sapiens in der Regel größer ist, was es leichter macht unterzutauchen. Die Feten im SCHMIT-Z finden eben im SCHMIT-Z statt, wenn man da rein geht, weiß jeder, was Sache ist, Homo Sapiens sind im viel anonymeren ExHaus, das ist ein neutraler Ort, da kann man ruhig reingehen, da sieht man von außen auch nicht, was da gerade stattfindet. Für Leute im Coming-out oder für solche, die etwas verdeckter leben wollen, ist bei Homo Sapiens die Hemmschwelle einfach geringer.
schmit-z.de: Bei der Famfatal ist die Hemmschwelle für eine Lesbe, die mal was unternehmen will, doch sicher besonders groß?
Caro macht Musik auf allen Feten Caro: Ich erzähl’s mal von mir. Als ich von Frankfurt nach Trier kam, hatte ich das Glück, ziemlich bald von einer Freundin ins Famfatal mitgenommen zu werde. Ansonsten kann es wirklich superschwer sein, da an die kleinen Gruppen heranzukommen. Das hängt vielleicht mit der Mentalität der Leute an der Mosel zusammen. Man ist etwas schwerfälliger als anderswo, miteinander Kontakt aufzunehmen. Ich bin dann vier oder fünf Mal hingegangen und dann ging’s dann aber auch. Man hat sich dann schon mal zugenickt, es ist zu einem Gespräch gekommen. Es sind meist so 80 bis 100 Frauen und durch den Generationswechsel kommt da doch einiges in Gang.
schmit-z.de: Das mit den Cliquen wird wohl schnell zu einem Problem?! Ist die Fete etwas größer, so wie etwa die Homo Sapiens mit ca. 300 Besuchern, taucht man eher in der Masse unter und nimmt Freundeskreise nicht so schnell als Barrieren wahr, die kaum einzureißen sind. Bei kleineren Feten kann das schnell anders werden. Dann stellt sich der Eindruck ein: Die kennen sich alle, ich bin der einzige Neue!?
Caro: Etwas Durchhaltevermögen muss schon ein. Und sich auf jeder Fete mal sehen lassen.
Logo der Homosphère-Feten im SchmIT-Z Timo: Cliquen gibt es überall. Vielleicht auf der Homosphère mehr als auf der Homo Sapiens. Dafür geht es hier schwuler zu, d.h. für den Schwulen ist der Pool größer. Als die Homosphèren damals ins SCHMIT-Z umgezogen sind, war meine Befürchtung, dass sich die starke Cliquenbildung vom SCHMIT-Z auch auf die Feten überträgt. Genau das ist aber nicht eingetreten. Der Rahmen, die laute Musik, die vielen Leute, all das bricht die Cliquen doch sehr stark auf. Das ist etwas anderes, als wenn man beim Cafébetrieb miteinander an einem Tisch sitzt. Man muss auch auf der Homosphère nicht das Gefühl haben, vor einer Mauer zu stehen.
schmit-z.de: In unserem Gespräch taucht immer wieder auf: Anteile Männer/Frauen ist ein Thema. Schwule fühlen sich nicht wohl, wenn der Lesbenanteil zu hoch wird und andersherum. Caro, die Famfatal ist vom Ursprung her nur für Frauen. Wie kam die Öffnung für Männer bei den Homosella-Tagen an?
Caro: Nicht nur dort durchweg positiv: Im letzten Jahr Januar hatten wir mit der Homo Sapiens zusammen die „Homo fatal“ in der TuFa und das hat wirklich alle Erwartungen übertroffen. Das war der Wahnsinn.
schmit-z.de: Und wie gut fändest du es, auch wieder Men-only-Feten zu feiern?
Timo: Nein, nein. Den Versuch gab es ja mal. Im alten Palais noch. Viele fanden das überhaupt nicht lustig. Auch viele Schwule nicht, die nämlich ihre beste Freundin nicht mitbringen durften. Die Parties waren leerer, daher kam auch keine richtige Stimmung auf. Ich meine, dass man das nicht wiederholen muss. Ein anderes Problem ist es, wenn die Parties zu heterosexuell werden. Nichts gegen Heterosexuelle. Aber wenn ich auf einer schwul-lesbischen Party dumm angemacht werde, weil ich schwul bin, dann stimmt irgendetwas nicht. Und das bei den letzten Palaisfeten der Fall. Das war ja dann einer der ausschlaggebenden Gründe zu sagen: wir brauchen einen neuen Ort. Das ist dann seitdem das SCHMIT-Z.
schmit-z.de: Eine Frage habe ich noch zur Musik. Unterscheiden sich die Trierer Feten von der Musik her?
Logo der Famfatal im kleinen Saal der TuFa Caro: Da fühle ich mich natürlich angesprochen, weil ich auf allen Feten als DJ schon Musik gemacht habe. Ich gehe immer mit einem bestimmten Gerüst hin, was für Musik auf diese oder jene Fete denn passen wird. Letztlich kommt es aber dann darauf an, wie die Leute so drauf sind. Generell kann ich sagen, dass ich auf den Homo-sapiens-Feten eher schon mal Ausgefalleneres spielen kann, also die Sachen, die nicht tagtäglich irgendwo im Radio laufen. Auf der Homosphère gibt es stärkere Erwartungen. Bestimmte Musik, die auf jeden Fall an einem Abend irgendwann einmal drankommt. Generell ist die Musik aber auch hier gut gemischt, d.h. es ist für jeden und jede immer etwas dabei. Hier ziehen weniger rockige Sachen. Auf der Fam geht es dann mehr so in die Chart-Ecke. Da kann ich mit neueren oder ausgefalleneren Dingen überhaupt nicht ziehen. Dafür geht hier die Independent-Schiene oder etwas Rocklastigeres.
schmit-z.de: Zuletzt noch zu den größeren Veranstaltungen außerhalb Triers, wo aber wohl doch viele Trierer hinfahren. Was ist z. B. mit den Warmen Nächten in Saarbrücken?
Nikola: Da war ich jetzt schon länger nicht mehr. Dennoch glaube ich, dass das natürlich schon eine interessante Alternative ist. Diese Feten sind halt viel größer, kosten auch mehr, und du siehst mit Sicherheit neue Leute. Allerdings hatten die wohl das Problem, wovon wir eben schon sprachen: Die Warmen Nächte gingen so gut, dass immer mehr Heterosexuelle kamen.
Timo: Das haben sie dadurch versucht, in den Griff zu bekommen, dass sie den Eintritt für Heterosexuelle angehoben haben. Da wird man dann gefragt: Schwul, lesbisch oder hetero, und wenn du hetero sagst, kostet es mehr. Die Warmen Nächte sind allerdings auch sehr kommerziell geworden, wodurch sie sich immerhin aber auch zuletzt z.B. Jimmy Somerville leisten konnten.
schmit-z.de: Und was ist mit Deelight in Luxemburg?
Timo: Die hat erst wenige Male stattgefunden. Das ist im ehemaligen Café de la Gare, das jetzt Popdanceclub, Luxemburg, 58, rue du Fort Neipperg (Nähe Hbf.) heißt. Ich war da auch noch nicht, aber ich kenne die Vorgänger-Veranstaltung, das Extreeme. Da gibt es jetzt einige Leute, die, nachdem es eine längere Pause gab, das alte Konzept wieder aufnehmen. Sie haben ein großes Problem: Sie machen viel zu wenig Werbung, keine Flyer, keine Plakate, weder in Trier noch in Metz, selbst Luxemburger wissen oft nicht, wann diese Feten stattfinden. Und die Großregion hat die Extreeme-Parties besonders ausgezeichnet. Das war richtig big, die Räumlichkeiten sind sehr schön: zwei Ebenen, eine Galerie, eine runde Tanzfläche, die sich dreht, eine große Showtreppe, wo man runterschreiten kann, es gab einen Darkroom, sie hatten Dragqueens aus Brüssel und Gogoboys aus Paris. Luxemburg mit seinem internationalen Publikum fordert eben andere Ansprüche heraus, denen musst du was anderes bieten, weil die Leute eben auch mal locker 10 € allein für den Eintritt bereit sind hinzublättern. Wenn die dazulernen, wird das eine gute Ergänzung für das Trierer Angebot.
schmit-z.de: Die Termine des Deelight wie auch alle andere, wenn man und frau sie mir mitteilt, stehen sehr zuverlässig auf unseren Terminseiten. Ich wünsche auch viel Erfolg für die nächsten Feten und viel Spaß und nette Leute. Vielen Dank, dass ihr für dieses Gespräch Zeit hattet.
Die Fragen für schmit-z.de stellte Georg Weege.
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