Tätigkeitsbericht der SCHMIT e.V.

für den Zeitraum
seit der letzten Mitgliederversammlung am 19. April 2002


Informations- und Beratungsstelle SCHMIT-Z

Auch im Berichtszeitraum wurden die Angebote des Beraterteams in Telefon- und persönlicher Beratung fortgeführt. Dieses Team besteht zurzeit aus zehn ehrenamtlichen geschulten Mitgliedern und dem Geschäftsführer. Die jährliche Fortbildung des Beraterteams fand 2002 unter der Leitung von Jochen Uttendörfer in Kleinich statt. Daneben ist die Infothek im SCHMIT-Z so gut wie immer auf dem neusten Stand. Andreas Daus vom Schwulenreferat der Uni Trier betreut seit diesem Jahr die schwul-lesbische Bibliothek. Es sind zahlreiche Neuanschaffungen durch das Schwulenreferat zu vermelden. Immer mehr nimmt die Beanspruchung des Geschäftsführers für informelle und vereinbarte Beratungsgespräche zu. Durch die Erreichbarkeit über die Handynummer geschieht dies auch außerhalb der Öffnungszeiten. Alex Rollinger hat beratend mitgewirkt bei der Konzeptionisierung des vor kurzem eröffneten „Cigale“ (entre d’information gay et lesbien)

Zuschüsse und Sponsoring

Ein Mietzuschuss und 150 € für Beratungskosten seitens des AStA sind bis dato gesichert. Dagegen ist der beim Ministerium für Gesundheit und Soziales beantragte Landeszuschuss für Beratung letztes Jahr wegen einer Haushaltssperre ausgefallen. Andere Anträge wurden mit dem Argument abgelehnt, dass es sich um keine Anschubfinanzierung mehr handelt und für weitere Förderung keine Mittel zur Verfügung stehen. Das Ministerium für Familie und Jugend fördert nur mehr Jugendprojekte. Dieses Volumen wird in Trier durch die AIDS-Hilfe in Anspruch genommen. Die umfangreichen Bemühungen um neue Sponsoren hatten einen kleinen Erfolg: Das Autohaus AHS sponserte letztes Jahr die Theateraufführung. Die Hot GmbH finanzierte die Homosella-Flyer.

Ausstattung des Zentrums

In der Toilettenanlage wurden die Decke, die Beleuchtung, der Wand- und Deckenanstrich erneuert. Von der Firma CWS wurden Handtuchroller angebracht. Wie im letzten Berichtszeitraum geplant und im Tätigkeitsbericht angekündigt, wurde der Biergarten renoviert und mit Hilfe einer großzügigen Spende attraktiv gestaltet. Für den Caféraum wurden neue Lampen und Spiegel eines schwedischen Möbelgeschäfts angeschafft. Für den DJ wurde ein neues Mischpult erworben. Das Büro ist teilweise renoviert worden. Diese Maßnahme wird fortgeführt. Der PC wurde erneuert. Der Vermieter wird den Fußboden des hinteren Raumes instand setzen.

Vermietung der oberen Räume

Der Verein hat bereits seit sieben Jahren die Räume der ersten Etage angemietet und seinerseits an Untermieter weitervermietet. Dies hat Vor- und Nachteile, wobei die Vorteile im Großen und Ganzen überwiegen. Nachteilig ist, dass der Geschäftsführer allzu häufig als Makler zwischen den Untermietern und dem Eigentümer vermitteln muss, was wegen der Unbeweglichkeit des Vermieters mühsam ist. Dazu kommt, dass die Untermieter häufig wechseln, also oft nach neuen gesucht werden muss. Die Vorteile liegen andererseits darin, dass wir als Verein den entscheidenden Einfluss auf die Vermietung haben. Nach dem letzten Leerstand eines Zimmers haben wir uns entschlossen, dieses selbst zu nutzen. Die Gründe liegen zum einen darin, dass das Büro sehr häufig nicht den Bedürfnissen und Anforderungen des Beraterteams entspricht, weil es zur Aufbewahrung von Requisiten und Garderobe für Gäste und Künstler benötigt wird. Zum anderen brauchen wir für unseren Fundus und unsere Ausstattungsgegenstände Platz. Trotzdem verzichten wir nicht gänzlich auf die Mieteinnahme von 160 € monatlich, da das Zimmer für Übernachtungen genutzt wird.

Feten

Mit dem Fetenangebot ist offensichtlich der Nerv der Bedürfnisse des schwulen und lesbischen Publikums getroffen. Waren es früher eher die Gruppenangebote, die für viele Homosexuelle Unterstützung ihrer individuellen Identitätsbildung boten, sind dies heute eher die niedrigschwelligen Angebote wie die Öffnungszeiten des Cafés und eben die Feten. Für jede Homosphère wird aufwändig ein eigenes Motto gefunden und das SCHMIT-Z entsprechend dekoriert. In der ersten Stunde kosten alle Getränke 1 € weniger (Pink Hour). Dies gilt auch für die normalen Samstagabende. Einige Mixgetränke wurden verbilligt. Dabei verzichten wir auf einen Mindestverzehr, weil dieser den Besuchern höhere Ausgaben abverlangen würde. Damit es nicht zu einer Inflation von Feten kommt, wurde deren Anzahl im SCHMIT-Z etwas reduziert: Tuntenball und Homosphère wurden zusammengelegt, ebenso die Drag-Queen-Wahl im SCHMIT-Z und die Homosella-Abschluss-Homosphère. Die CSD-Homosphère fand im letzten Jahr nicht statt. Hexennacht und Halloween wurden über das Café Théatre veranstaltet. Unser Fetenteam leistet eine hervorragende Arbeit. Marko Vielle erhält als Hauptverantwortlicher eine Aufwandsentschädigung. Der Geschäftsführer ist dadurch spürbar entlastet und nur noch bei der Planung und der Werbung beteiligt.

Café-Betrieb

Auch hier legen wir Wert auf eine abwechslungsreiche Gestaltung: Spanische Nacht, Japanische Nacht, Cocktail-Abende, Thema Bundestagswahl, Grand Prix und vieles mehr. Das Angebot, im Internet zu surfen, ist im Begriff, sich zu etablieren. Mit 50 Cent pro angefangene 20 Minuten liegen wir deutlich unter den üblichen 3 € pro Stunde. Wolfgang Neuerburg hat seine Verantwortlichkeit für die Organisation der Thekendienste abgegeben. Diese Aufgabe teilen sich jetzt Vorstand und Geschäftsführung. Die Getränkekarte wurde durch Franz Dewald ansprechend gestaltet und dient nebenbei als erste Information für Neubesucher. Die Besucherzahlen haben sich wohl unter dem Einfluss der Themenabende zugunsten des Samstags verschoben und halten sich jetzt zwischen Donnerstag und Samstag die Waage. Seit Jahren müssen wir damit leben, dass von Juni bis September die Zahlen zurückgehen und danach zum Winter hin ebenso zuverlässig wieder ansteigen. Ein Versuch, dem entgegenzuwirken, stellt die ansprechende Gestaltung des Biergartens dar. In die gleiche Richtung zielt die wechselnde Gestaltung des Caféraumes. Vom Finanzamt sind wir turnusmäßig aufgefordert, die Erklärung über die Gemeinnützigkeit für die letzten drei Jahre abzugeben. Dies kann mit der Erkenntnis verbunden sein, dass wir umsatzsteuerpflichtig geworden sind. Die Konsequenzen prüfen wir zurzeit mit unserem Steuerberater.

Die Mitglieder und Mitarbeiter des Vereins

Die Zahl hält sich mit 170 Mitgliedern konstant. Ein- und Austritte halten sich die Waage. Dagegen sind die Beiträge deutlich gestiegen, da zunehmend mehr Vollverdiener beitreten. Der Mindestbetrag wird viel häufiger als früher überschritten, was nicht anders als Anerkenntnis unserer Arbeit gedeutet werden kann. Neben dem einen € Ermäßigung bei jedem Besuch wird die häufige Information per E-Mail geschätzt. Die Email-Liste wird immer länger. Die Tradition, die Ehrenamtlichen am Nikolaustag zu bescheren, wurde fortgesetzt. Für das Thekenteam haben wir einen Ausflug nach Neumagen-Dhron und einen nach Bernkastel-Kues veranstaltet. Für die Schmitz-Family gab einen Danke-schön-Tag am 1. September. Wir haben mit ihnen eine Schlepperfahrt an der Mosel und eine Grillfete gemacht.

Besondere Veranstaltung

An Fronleichnam haben wir eine Busfahrt durch den Hunsrück veranstaltet. Das Sommerfest fand auch in diesem Jahr großen Anklang. Am Silvesterabend konnte man sich an einem großen Essen beteiligen. Die Purim-Feier musste in diesem Jahr leider ausfallen.

Schwerpunkt Schmitz-Family

Die Arbeit dieser Laienspieltruppe ist in vielerlei Hinsicht zu einem Renner geworden. Aus der einfachen Showtruppe des Jahres 2000 ist eine Theatergruppe geworden, die auf unterhaltsame Art Inhalte vermittelt. In den beiden Stücken „Mord auf der Mosel“ und „Eifelfieber“ wird die Palette schwul-lesbischen Lebens gezeigt und erreicht ein größeres Publikum, als dies durch „seriösere“ Veranstaltungen je möglich geworden wäre. Das jeweilige Presseecho tat ein Übriges. Auf Initiative des Geschäftsführers trat die Schmitz-Family mit Aufführungen in Trittenheim und in Trier in der Halle am Bach vor eine vielfältige - homo- wie heterosexuelle - Öffentlichkeit. Wir möchten unsere Satzung zitieren: Zweck des Vereins ist die „Förderung von Bildung und Kultur, die einerseits die Allgemeinheit über Homosexualität aufklärt, die Erkenntnis der Sexualwissenschaften, dass homosexuelles und heterosexuelles Empfinden und Verhalten gleichwertige Ausprägungen der menschlichen Sexualität sind, vermittelt und andererseits zu einer vertieften Auseinandersetzung mit dem eigenen homosexuellen Selbstverständnis anregt.“ Im Sinn dieser Weisung sehen wir die Arbeit der Schmitz-Family. Auch in Hinblick auf die über 30 Beteiligten (Darsteller, Techniker, Thekenkräfte) bedeutet ihr Engagement in vielen Fällen einen bedeutenden Schritt in ihrem Coming-out. Während Partys eher junges Publikum ansprechen, kommen bei den Theateraufführungen Jung und Alt zusammen. Eltern werden mitgebracht, weil diese sich hier hertrauen. Das gleiche gilt für den heterosexuellen Freundeskreis. Für viele ist es leichter, einen Theaterabend zu besuchen, als sich etwa einem Gesprächskreis zu stellen. Die letzten Aufführungen in der Halle am Bach waren auch finanziell ein Erfolg. Schien im Vorfeld die Saalmiete recht hoch zu sein, war sie wegen der vorhandenen Technik im Endeffekt billiger als die Halle in Trittenheim. Eingespielt wurden die Kosten allemal. Analoges gilt für die Rosa Sitzung. Im Trierer Karneval haben die Schwulen und Lesben auch dank der guten Zusammenarbeit mit der TuFa und ihrer neuen Geschäftsführerin ihren Platz gefunden. Ist die Teilnahme am Rosenmontagszug auch verhalten, kommt vielen die Beteiligung an der Rosa Sitzung entgegen. Auch die Zusammenarbeit zwischen Schwulen und Lesben funktioniert hier ausgezeichnet. Insgesamt ist im Jahr 2002 die Schmitz-Family 18 Mal aufgetreten. Darin enthalten sind vier reine Revueshows und fünf Geburtstagsfeiern. Im Jahr 2003 konzentrieren wir uns mehr auf reine Theateraufführungen und die Rosa Sitzungen.

Gruppen

Schwulen- und Lesbengruppen haben es mit ihrem höheren Verbindlichkeitsgrad heute schwer sich zu behaupten. Dies kann man z.B. an Gay and Grey sehen, die vor kurzem ihre Arbeit eingestellt haben. Andere Gruppen führen ihr Engagement erfolgreicher fort. Viele Initiativen finden statt, werden aber oft nicht in dem Maß wahrgenommen, wie sie es eigentlich verdient hätten. Wir versuchen die Tendenz zu verstärken, dass Gruppen zunehmend ihre Veranstaltungen für Nicht-Mitglieder öffnen. Der Geschäftsführer ist in Abständen in allen Gruppen als Ansprechpartner und Koordinator präsent.

Öffentlichkeitsarbeit

Internet

Unsere Homepage ( www.schmit-z.de ), die seit Januar 2002 online ist, hat pro Monat etwa 750 Zugriffe, Tendenz steigend. Das Hauptinteresse gilt der ständig gepflegten Terminseite, die alle schwul-lesbischen Veranstaltungen Triers bekannt gibt, wenn sie denn den Weg zum Webmaster finden. Dies ist aber in aller Regel der Fall ist. Daneben erscheinen in unregelmäßigen Abständen Artikel und Interviews über trierspezifische Themen. http://trier.gay-web.de ist demgegenüber eher eine statische Seite, die ebenfalls von uns gepflegt und auf dem jeweils aktuellen Stand ist, was allgemeine Informationen über Trier (cityguide) angeht. Neuerdings hat sich auch eine Fanseite etabliert unter der Adresse: www.schmit-z-fanclub.de.vu

Andere Medien

Die Plakat- und Flyerproduktion hat sich im Berichtszeitraum wegen der vielen Veranstaltungen fast verdoppelt. Diese werden auch in Luxemburg und Saarbrücken verteilt. Termine werden regelmäßig vom Trierischen Volksfreund veröffentlicht, hin und wieder erscheint auch ein Artikel. Bedingt ist dies durch unsere häufigen Pressmitteilungen. RPR, Radio 22 und Radio ARA in Luxemburg bringen ebenfalls unsere Hinweise und kleine Interviews. Leider hat die bundesweite Queer ihr Erscheinen eingestellt.

CSD

Beim Saarbrücker CSD und beim Luxemburger Gay Mat waren wir präsent. Die Planung zu einem diesjährigen Trierer CSD-Fest hat gerade erst begonnen, da unsere Potentiale bisher ausgeschöpft waren. Wir laden alle nicht-kommerziellen Gruppen ein, sich an der Planung und Durchführung dieses Festes zu beteiligen, das nach Anregung vieler auf der Telegraaf IV (www.telegraaf.de) stattfinden soll. Der Termin 19. Juli musste bereits vereinbart werden, da es keine andere Möglichkeit mehr gab.

Katholische Kirche

Am 19. Januar 2003 waren wir auf einer Demo gegen Berufsverbote und Diskriminierung durch die katholische Amtskirche vertreten. Der Entzug der missio kanonica für eine Trierer Religionslehrerin ist bundesweit durch die Medien gegangen. Die Veröffentlichung dieses Skandals kam durch eine Initiative von Schülern des Hindenburg-Gymnasiums zustande. Die Betroffene selbst hat die Konsequenzen ihrer Verpartnerung bewusst in Kauf genommen und drängt ihrerseits nicht an die Öffentlichkeit. Wir haben auf diskrete Weise den Kontakt zu ihr gesucht und dabei erfahren, dass der Bischof von Trier zu keinerlei Gespräch bereit ist. Ihre berufliche Tätigkeit am HGT ist nicht gefährdet. Die HuK als Mitgliedsgruppe der SCHMIT e.V. plant bereits seit Anfang des Jahres zusammen mit der kath. Hochschulgemeinde eine Veranstaltung zum Thema Partnerschaftsgesetz und katholische Kirche für das kommende Wintersemester.

Kontakte zu anderen Organisationen

Als Informationsstelle sind wir auch eine Art Koordinierungsstelle für alle Fragen rund um die Homosexualität in Trier geworden. Natürlich können und wollen wir keine Monopolstellung anstreben, aber uns fällt zum Beispiel der notwendige Informationsaustausch, Weitervermittlungen und die Vermeidung von Terminkonflikten zu. Zu folgenden Gruppierungen hält der Geschäftsführer regelmäßig Kontakt: AIDS-Hilfe, Homo sapiens, LSVD Saar, Rosa Luxemburg, Schwulenreferat und andere Institutionen. Über den regionalen AIDS-Beirat haben wir Kontakt zu vielen sozialen Einrichtungen Triers. Auf Landesebene stehen wir im regelmäßigen Austausch mit dem Schwulen- und Lesbenbeauftragten der Grünen-Fraktion. Neuerdings gibt es auch einen Ansprechpartner bei der SPD-Fraktion.

Ausblick

Es ist in diesem Bericht sicher deutlich geworden, dass die Arbeit der SCHMIT e.V. mehr als öffentliche Auftritte der Schmitz-Family umfasst. Neben der täglichen Büroarbeit der Geschäftsstelle brauchen wir uns mit unserem Angebot nicht zu verstecken. Im Augenblick sehen wir keinen Grund, eine Schwerpunktverlagerung vorzunehmen. Alles in allem ein Grund, die 10-Jahres Feier im kommenden August angemessen zu begehen. Wir sehen unseren Verein auf einem guten Weg.
Vorstand und Geschäftsführung
Trier, den 13. Juni 2003
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