Tätigkeitsbericht der SCHMIT e.V.

für den Zeitraum
seit der letzten Mitgliederversammlung am 16. April 2004

Um der Gefahr zu entgehen, einen jährlich gleichen Themenkranz abzuarbeiten, wollen wir uns im diesjährigen Rechenschaftsbericht auf einige Dinge konzentrieren, die den Berichtszeitraum besonders gekennzeichnet haben. Dennoch soll der Wert der regelmäßigen Arbeit nicht unterschlagen werden. Ohne die unermüdliche und zuverlässige Mitarbeit vieler Mitglieder wären die Aufgaben des Vereins nicht zu leisten.

CSD

Nach dem ersten angemeldeten Christopher-Street-Day im Jahr 2003 mit einem kleinen Demonstrationsgang durch die Trierer Innenstadt und einer Bootsfahrt und –party am Zurlaubener Ufer, fand am 17. Juli zum ersten Mal eine größere Veranstaltung auf dem Kornmarkt statt. Die grobe, aber nicht substanzlose Schätzung von 2000 Teilnehmern wurde selbst von dpa übernommen.
Auf dem Kornmarkt trifft sich halb Trier.Programm – Location
Der Standort Kornmarkt hat sich als ausgesprochen glücklich erwiesen: Er bietet einen guten Mix von Geschlossenheit und Platzatmosphäre einerseits und anderseits kommen viele Einkäufer und Stadtbesucher zufällig vorbei und lassen sich mit einbeziehen. Ebenso war es eine ausgesprochen glückliche Wahl, als Partyraum den weiträumigen Kohlenkeller der Telekom zu nutzen, also die Besucher nicht wieder in eine der bekannten Locations zu bitten. Auf einer Bühne, die in der Mitte des Platzes aufgebaut war, wurde im Talk mit verschiedenen Vertretern und Vertreterinnen über das Spektrum der schwul-lesbischen Arbeit in Trier informiert. Ein abwechslungsreiches Kulturprogramm mit Travestie, Modenschau und Konzert zog die Aufmerksamkeit an. Ein Chor präsentierte das eigens für diesen Anlass komponierte Trierer CSD-Lied.
Verschiedene Stände luden zum Gespräch und zum Konsumieren ein: Tombola, Getränke- und Essensstände, regionaler AIDS-Beirat, zwei Bücherläden und ein Flohmarkt. Der gelungene Mix aus allen diesen Elementen kam gut an und wurde auch von zufälligen Besucherinnen genutzt.
Politisches
Das Motto «Bunte Vielfalt» war auch an die Stadtpolitik gerichtet, die immer wieder bemüht ist, Trier als weltoffene und tolerante Stadt darzustellen. Alle Parteien und politischen Größen waren eingeladen. Gekommen schließlich sind SPD und Grüne, die auf der Bühne interviewt wurden und ihre Haltung zum Thema Schwule und Lesben in Trier kundtaten. Die Stadtverwaltung hat bis heute nicht endgültig darüber entschieden, ob der CSD gemäß der Bestimmungen über die Vergabe von öffentlichen Plätzen als «im öffentlichen Interesse» einzustufen ist und damit gebührenfrei bliebe. (Diese Bestimmung kam in Trierer allerdings bisher noch nie zur Anwendung.)
Presse
Vielleicht der größte Erfolg des letztjährigen CSDs war das Presseecho. Mehrere Artikel im Trierischen Volksfreund, Unterstützung vom und Präsenz im «Radio in Trier» (jetzt «Antenne West»), verschiedene Fernsehbeiträge vom SWR, vom «Offenen Kanal» und von «Trier Plus». Auch in überregionalen Zeitungen wurden wir erwähnt. Klar, dass auch die einschlägigen Internetportale über den Trierer CSD informierten.
Zusammenspiel der Kräfte
Wir als Hauptveranstalter wandten sehr viel Zeit und Mühe darauf, die Organisation und Koordination zu managen. Wir haben die finanzielle Bürgschaft übernommen und nicht zuletzt dank des guten Wetters war die finanzielle Bilanz so gut, dass wir mit einem Polster von gut 3600 € in die diesjährige Planung gehen. Dies war nur möglich, weil alle Mitwirkenden unentgeltlich gearbeitet haben. Die Unterstützung und Zusammenarbeit mit AIDS-Hilfe, AStA, SchwuFo, SCHMIT-Z Family, regionaler AIDS-Beirat, Gayliens, FamFatal, Homo Sapiens, Palette, Werner’s und de Winkel ist gelungen und war die Vorraussetzung für den überragenden Erfolg.

Renovierung, Anschaffungen

Wie bei der letzten Mitgliederversammlung angekündigt, ist das SCHMIT-Z grundrenoviert worden: Der Caféraum wurde neu konzipiert, indem die Theke einen neuen Platz bekam, und dadurch vergrößert werden konnte; die Wasser- und Stromversorgung musste vollständig neu erstellt werden; da am alten Standort der Theke der Boden zu erneuern war, haben wir die Gelegenheit genutzt, die gesamte Fläche neu zu fliesen; neue Farben geben dem Zentrum ein neues Flair; die neue Theken-Kühlanlage stellt finanziell den größten Posten: anstelle eines Brauereikredites wurde diese über Rücklagen finanziert.
Eine starke Mannschaft.Der erwünschte Kommunikationsvorteil hat sich eingestellt: die neue Theke wird mehr als die alte als niedrigschwelliger Treffpunkt angenommen, die Feten sind seit der Neueröffnung deutlich besser besucht, weswegen die eigentlich größer gewordene Tanzfläche wiederum eng geworden ist, was aber nicht nur ein Nachteil sein muss.
Der Gruppenraum wurde neu angestrichen.
Der «Zwischenraum» zwischen Gruppenraum und Toilette erhielt einen neuen Estrich, wurde neu gefliest und angestrichen.
Fast nichts blieb in den Toiletten beim Alten: Neue Fliesen, neuer Anstrich, neues Zubehör. Unvollendet ist die Neugestaltung des Hofes. Er wurde vergrößert, aber die Reparatur des Bodens steht noch aus.
Bei all diesen Anstrengungen stand erfreulicherweise auch unserer Vermieter nicht zurück und ließ die hintere Fassade reparieren und streichen. Die Renovierungsmaßnahmen wurden einerseits durch Geldspenden unterstützt, anderseits entwickelte neben Arbeitsbeiträgen der Mitglieder das kleine, aber hoch fähige Renovierungsteam über einen Zeitraum von nahezu zwei Monaten ungeahnte Fähigkeiten. Bei all dem haben wir keine einzige Firma beauftragt, alles wurde in Eigenleistung erstellt.

Cafébetrieb

Der Cafébetrieb erhielt wie gesagt durch den Umbau einigen Auftrieb. Der Thekendienst wird donnerstags und samstags durch eine Bedienungskraft auf Minijob-Basis unterstützt.
Cocktailabende, Feten, aber auch der sonntägliche Nachmittag sind nur durch ehrenamtliche Mitarbeiter möglich.

Mitglieder und Gruppen,
Kooperation mit Vereinen,
Veranstaltungen

Durch den Austritt des AStAs und der massiven Kürzung des Beitrags der AIDS-Hilfe sind die Gruppenzuschüsse sehr zurückgegangen. Die Anzahl der persönlichen Mitglieder ist dagegen auf über 170 gestiegen. Die Kooperation mit den genannten Vereinen wurde dessen ungeachtet fortgeführt (Z.B. mit dem AStA Homosella, Pink Schnabel und Ausstellung «Aufgespießt… Homosexualität in der Karikatur»). Neu hinzugekommene Kooperationen sind vor allem im Kultur- und Bildungsbereich entstanden: zu erwähnen sind die gemeinsamen Veranstaltungen mit dem Kino Broadway (Preview-Rahmenprogramm) und mit dem Trierer Stadttheater (Ladies Night und Dirk Bach). Als Mitglied sind wir im TuFa-Dachverband und im «Anders lernen e.V.» aufgenommen. Letzterer ist eine Landesarbeitsgemeinschaft, die Vereine in ihrer Bildungsarbeit durch Landesmittel fördert.
Auf der Landesgartenschau war das SCHMIT-Z präsent durch die Aufführungen der Family im Spiegelzelt. Verschiedene Gruppen des SCHMIT-Z haben die LGS besucht.

AIDS-Prävention

AIDS-Prävention in der Trierer Innenstadt.Wir konnten einige Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit AIDS-Hilfe und Gesundheitsamt auf Gruppenebene organisieren. Neben der HIV-Prävention wurden über andere gesundheitliche Risiken informiert.
In Zusammenarbeit mit dem regionalen AIDS-Beirat wurde der neue Mit-Mach-Parcours des Beirates für die Schulklassen im Gesundheitsamt eingesetzt.
Bei einem groß angelegten Gottesdienst zum Welt-Aids-Tag im Trierer Dom waren HuK und SCHMIT-Z intensiv bei der Vorbereitung und Durchführung beteiligt.
In Zukunft sollten die Bemühungen um AIDS-Prävention angesichts der weiter besorgniserregenden Entwicklungen (Barebacking-Welle) verstärkt werden.

Öffentlichkeitsarbeit

Das verbesserte Partnerschaftsgesetz wurde zum Thema gemacht. Zusammen mit dem SchwuFo gab es eine Abendveranstaltung, auf einer Pressewand im SCHMIT-Z haben wir auf die Veränderungen hingewiesen.
Zum Familiensonntag der kath. Kirche im Januar fand wieder eine Demonstration vor dem Dom statt.
Im Dezember haben wir das «Bündnis gegen Rechts» unterstützt, indem wir den «Aufruf für eine offene Stadt, gegen Fremdenhass und Rassenwahn» verbreitet haben und auf der Gegendemonstration waren.
Auf dem Saarbrücker CSD und dem Luxemburger Gay-Mat waren wir wieder vertreten.
Die Internetarbeit und Veranstaltungshinweise in der Presse wurden fortgeführt.

Beratung, Information, Bibliothek, Bildung

Wesentlichen führten wir unsere Arbeit kontinuierlich weiter. Die Bibliothek fand Erweiterung durch Zugänge aus der schwulen Bibliothek des Zentrums Weissenburg, schwul/lesbisches Zentrum Stuttgart, und aus einem Nachlass aus der Abtei Himmerod. Für die Arbeit unseres Bibliothekars bedanken wir uns. Etliche Zeitschriften haben wir dank Unterstützung von Sponsoren neu abonniert.
Ein Anfänger-Schnellkurs in Spanisch wurde im Juli durchgeführt.
Speziell für Lesben wird ein Coming-out-Seminar angeboten.
Für das Beraterteam unterstützten wir eine Wochenend-Fortbildung.
Für unsere Theatergruppe führten wir einen Workshop im Jugendhaus Hamm durch.

Theatergruppe

Szenenfoto Trouble in Eschnapur.Diese ist die schwul-lesbische Gruppe des SCHMIT-Z par excellence. Im letzten Jahr hatten wir die Neuproduktion «Trouble in Eschnapur», worin es um die Liebesbeziehung zweier Frauen ging. Zur Rosa Sitzung, die diesmal wieder dreimal den Großen Saal der TuFa füllte, bot die SCHMIT-Z Family zusammen mit ihren Freunden und Freundinnen ein reichhaltiges Programm. Über 90 Personen haben in diesen drei Tagen hinter und vor den Kulissen ehrenamtlich mitgearbeitet. Am Karnevalswochenende lud die Family zum Tuntenball in die TuFa ein.
Weitere Beteiligungen: Hinterhoffete der Trierer AIDS-Hilfe, unser Sommerfest, CSD-Programm.

Lesbische Initiativen

Der Übergang war fließend. Schon seit einigen Jahren ist das SCHMIT-Z Gastgeber für lesbische Initiativen: Das Lesbentelefon nutzte unsere Räume, der «Verein zur Förderung der Kommunikation unter Frauen» war bei uns zu Gast, nachdem das Frauenzentrum in der Saarstraße nicht mehr zur Verfügung stand. Der Frauenanteil auf den SCHMIT-Z Feten stieg kontinuierlich an. Die Theateraufführungen wurden auf der Bühne und im Publikum immer gemischter.
Nun scheint uns mit der Neugründung einer Lesbengruppe, die sich ausdrücklich als Gruppe des SCHMIT-Z versteht, der Punkt gekommen zu sein, dieser Zusammenarbeit auch satzungsmäßig eine Gestalt zu geben.
Wir halten diesen Weg für notwendig und richtig, wollen aber nicht aus dem Blick verlieren, dass es bei Schwulen und bei Lesben auch das anzuerkennende Bedürfnis nach eigenen Begegnungsmöglichkeiten gibt.
Angedacht ist zurzeit eine Öffnungszeit des SCHMIT-Z freitags von Lesben für Lesben und ihre Freunde.
Vorstand und Geschäftsführung
Trier, den 15. April 2005
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