Tätigkeitsbericht des SCHMIT-Z e.V.

für den Zeitraum seit der letzten Mitgliederversammlung am 18. Oktober 2007

Ein schwieriges Jahr

Brand und Renovierung
Am 1. März riefen unsere Nachbarn gegen Mittag die Feuerwehr an, die kurz darauf in Mannschaftsstärke anrückte. Aus dem offenen Küchenfenster drang Rauch nach draußen. Kurze Zeit später war der Brand gelöscht und das SCHMIT-Z mit einer übelriechenden Rußschicht bedeckt. Was mit einer versehentlich eingeschalteten Herdplatte anfing, hörte zuletzt mit einer Generalrenovierung des Zentrums auf. Diese kostete enorm viel Zeit und Geld. Wegen der Versicherung musste eine Sanierungsfirma beauftragt werden und diese brauchte schließlich drei Monate, bis die Aktion als abgeschlossen gelten durfte. Die ansonsten wahrscheinlich in zwei Jahren fällige Renovierung wurde so zwangsweise vorgezogen und obwohl die Versicherung einen großen Teil der Schäden abdeckte, waren andere Veränderungen und Neuanschaffungen sinnvollerweise damit zu verbinden, obwohl sie für dieses Jahr weder vom Arbeitsaufwand her, noch finanziell vorgesehen waren. Das neue Mobiliar wird über die Karlsbergbrauerei finanziert. Mit dem Endergebnis sind wir hochzufrieden, weil wir den Eindruck haben, dass das Erscheinungsbild des SCHMIT-Z gewonnen hat. Für die Küche erwarten wir noch einen Zuschuss des Ortsbeirates, daher wird diese erst Anfang des nächsten Jahres erneuert.

Steuer
Die nächste Katastrophe folgte auf dem Fuße: Wegen Überschreitung der sogenannten „Zweckbetriebsgrenze“ sind die Gewinne aus dem wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb seit dem Jahr 2005 steuerpflichtig. Uns war daher bewusst, dass der Fiskus in diesem Jahr erhebliche Forderungen an den Verein stellen würde. Allerdings wurden unsere Erwartungen bei weitem übertroffen und das, was dann geschah, könnte man als finanziellen GAU bezeichnen. Das Finanzamt unterwarf die Gewinne aus dem Rosa Karneval ebenfalls der Steuer. Der hiergegen gerichtete Einspruch blieb trotz für uns positiver Gutachten erfolglos. Wir haben gegen die Entscheidung des Finanzamtes Klage vor dem Finanzgericht erhoben. Ungeachtet dem Ausgang dieser Klage mussten wir zunächst die festgesetzten Steuern zahlen. Die regulären und die strittigen Steuern haben die kompletten Rücklagen des Vereins verbraucht. Da wir ja in der Vergangenheit in der Lage waren, diese Rücklagen aufzubauen, sind wir guten Mutes, dies auch aus der jetzigen Situation heraus wieder zu schaffen.

Veranstaltungen

Während der Zwangsschließung des Zentrums wegen des Brandes war die Ausstellung „100000 Jahre Sex“ im Landesmuseum eine willkommene Möglichkeit, begleitende Veranstaltungen dort mitzuorganisieren. Daneben sei summarisch erwähnt, dass das SCHMIT-Z übers Jahr etwa fünfzig größere Veranstaltungen organisierte oder maßgeblich daran beteiligt war. Dabei sind selbstverständlich die vielen Gruppenveranstaltungen nicht mitgezählt. Interessant ist, dass sich die Zahl der Veran-staltungsorte deutlich vergrößert hat: Neben TuFa, Ex-Haus, Broadway, Produktion jetzt auch Palais Kesselstatt, As-Kim, Chat Noir - und die Bürgerhalle von Rivenich.

Erweiterte Angebote

Café
Wir haben unsere Bürozeiten zu allgemeinen Öffnungszeiten erweitert. Dienstags und donnerstags ist das SCHMIT-Z geöffnet: Besucherinnen und Besucher können ein persönliches Gespräch mit einem/einer SCHMIT-Z-MitarbeiterIn suchen, das Internet kostenlos benutzen, alle Eintrittskarten von Ticket-Regional-Veranstaltungen erwerben oder einfach etwas trinken. Das SCHMIT-Z erhält für jede verkaufte Karte – auch für Veranstaltungen etwa des Trierer Theaters, des Chat Noir oder der Europahalle - einen Teil der Vorverkaufsgebühr.

Ausstellungen
Das Konzept, unsere Räume auch für Ausstellungen zu nutzen, haben wir wiederbelebt. Angefangen hat es mit der Ausstellung von Laas Köhler. Es folgt die Fotoausstellung der Aids-Hilfe Trier zur CSD-Aktion „Ich weiß, was ich tu“. Weitere Ausstellungen sind konkret in Planung.

Partys
In diesem Jahr hat es mal wieder eine Men-only-Party und erstmalig unter unserem Label eine L-Word-Party im Palais Kesselstatt gegeben. Diese sind mit einem gewaltigen Aufwand verbunden, da alles (Technik, Getränke) in den alten Weinkeller hinuntergebracht werden muss. Die monatliche Homosphère-Party findet seit dem Sommer in der neu eröffneten Cocktail-bar As-Kim in der Jakobstraße statt. Die Location ist groß genug. Ob es sich bewährt, steht noch aus. Die „Homo Sapiens“ (drei Mal jährlich) findet nach wie vor im Ex-Haus statt. Seit etwa einem Jahr veranstaltet die Produktion, das Schwulenreferat und wir an jedem vierten Freitag die „Homophil“. Zukünftig wird diese Party zweimonatlich veranstaltet werden.
Der Pächter des Textoriums hat uns bezüglich der Halloween-Party leider die Zusammenarbeit gekündigt. Daher stieg in diesem Jahr diese Party ebenfalls im Palais Kesselstatt.

Gruppen

Chor
Das mit vielen Hoffnungen verbundene Projekt eines neuen schwulen Chores wurde leider schon wieder beendet.

Volleyball
Dagegen ist die Volleyballgruppe „Pritsch deluxe“ auf dem aufsteigenden Ast. Vom SCHMIT-Z unterstützt, nimmt die Mann (und Frau)schaft inzwischen mehrfach an überregionalen Turnieren teil. Insbesondere finanzierten wir die Übungsleiterausbildung und beteiligten uns an den Teilnahmekosten bei den Euro Games in Antwerpen.

Sonstige Gruppen
Die Gruppen
HuK, Schwufo, Elledorado, Transgender, Route 66 und die SCHMIT-Z Family sind weiterhin sehr aktiv.

Sommerfest

Dank gutnachbarschaftlicher Zusammenarbeit konnte das Sommerfest in diesem Jahr im größeren Nachbargarten veranstaltet werden. Der Platz war ungefähr doppelt so groß wie in unserem Biergarten, außerdem durften wir den Schuppen als Thekenbereich nutzen. Auch die anderen Nachbarn waren mit dieser Lösung hoch zufrieden. Höhepunkt war auch in diesem Jahr der Beitrag der SCHMIT-Z Family, die auf dem Sommerfest ihr zehnjähriges feiern konnte. Dieses generationsübergreifende Fest hat sich zum vereinsmäßigen Mittelpunkt des Jahres entwickelt.

Kooperation mit dem Schwulenreferat

Homosella
Das Verhältnis zwischen SCHMIT-Z und Schwulenreferat hat sich im Berichtszeitraum weiter entkrampft. Im Rahmen der schwul-lesbischen Kulturwochen „Homosella“ finden jeweils zwei Veranstaltungen im SCHMIT-Z statt. Höhepunkt war sicher im letzten Herbst die Lesung mit Mirjam Müntefering.

Pinkschnabel
An dem vom Schwulenreferat herausgegebenen City-Guide haben wir uns wieder redaktionell und finanziell beteiligt. Download des Pinkschnabels

IDAHO
Auch für die Eröffnung der Veranstaltung aus Anlass des „Internationalen Tages gegen Homophobie 17.5.“ nutzte das Schwulenreferat unsere Räume für einen Cocktailabend.

Aids-Prävention

Einige Stichworte, die belegen, wie umfassend unsere Beteilung in diesem wichtigen Feld ist: Trierer Aids-Tag im Gesundheitsamt, Hinterhoffest der Aids-Hilfe, Nacht der Solidarität, Welt-Aids-Tag, Aids-Beirat, Ausstellung „Ich weiß, was ich tu“, Eröffnung dieser Kampagne bei der Men-Only-Party, Präsentierung dieser Kampagne in den Mitgliedsgruppen. Wie schon seit vielen Jahren nutzt die Aidshilfe weiterhin unsere Räume für ihre Informationsveranstaltungen mit Schulklassen

CSD

Inzwischen können wir aus der Erfahrung mehrerer CSD-Jahre schöpfen, was den Umgang mit diesem Großereignis sehr erleichtert. Nicht nur dank Mary Roos war der Besuch wiederum sehr erfreulich und ist inzwischen fest im Trierer Veranstaltungskalender verankert. Die Zusammenarbeit der einzelnen Gruppen ist eingespielt und vorbildlich. In diesem Jahr konnte die Zahl der Sponsoren deutlich angehoben werden. Die anschließende Party im Ex-Haus war trotz der Entfernung zum Kornmarkt gut besucht. Beim schönen Sommerwetter fand sie größtenteils im Freien statt.
Den in diesem Jahr erstmalig in Koblenz veranstalteten CSD haben wir beratend, werbend und über QueerNet auch finanziell und ideell unterstützt.

QueerNet Rheinland-Pfalz

Dieser Verbund der rheinland-pfälzischen Schwulen- und Lesbeninitiativen engagiert sich für die vollständige rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung von Lesben und Schwulen. Die Arbeitstreffen finden abwechselnd in Mainz, Kaiserslautern und Trier statt. In Kooperation mit der Landesregierung hat QueerNet unter der Federführung des SCHMIT-Z die Broschüre „Anders-Sein ist ganz normal – Lesben und Schwule in RLP“ erstellt. Diese Broschüre soll landesweit z.B. an Schulen, Jugendeinrichtungen, Behörden, Beratungsstellen oder auch in der Szene verteilt werden. QueerNet ist mittlerweile Ansprechpartner der Landesregierung, was u. a. die Möglichkeit bietet, auf die Landespolitik Einfluss zu nehmen. Jüngstes Beispiel für die politische Arbeit ist die Unterschriftenaktion zur Neufassung der rheinland-pfälzischen Sexualkunderichtlinien. Über die Unterschriftenaktion hinaus konnte das SCHMIT-Z die Presse für dieses Thema sensibilisieren, was dann auch u.a. einen sehr unterstützenden Presseartikel im TV hervorbrachte.

Theaterarbeit

Fundus
Der Laie macht sich im Allgemeinen nicht klar, welche räumlichen Ansprüche eine ambitionierte Theaterarbeit stellt. Der Kostüm- und Requisitenvorrat braucht Platz. Zuletzt brach das Zimmer im ersten Stock aus allen Nähten. Nach sehr langer und aufwendiger Suche fanden wir schlussendlich in der Romika einen Kooperationspartner, der uns entsprechende Räume zur Verfügung stellt. Statt einer Miete besteht die Gegenleistung darin, dass wir die eine oder andere Veranstaltung dorthin verlegen. Die Wohnung im ersten Stock konnten wir räumen und komplett an eine WG untervermieten. Die andere Wohnung ist inzwischen gekündigt.

Werkstatt
Für die Erstellung der Kulissen hatten wir bisher den Schuppen im Nachbarhaus in der Großen Eulenpfütz angemietet. Allerdings war die Situation wegen mangelnder Heizmöglichkeit und Nässe prekär und unsere Bühnenbilder nahmen Schaden. Erfreulicherweise haben wir in einer alten Fabrik, die der Romika gehört, eine geeignete Bleibe für diese Dinge gefunden.

Aufführungen der SCHMIT-Z Family
Bisher sah der Jahresplan folgendermaßen aus: Zu Pfingsten gab es ein neues Stück, das im Herbst wiederholt wurde. Für die Vorweihnachtszeit wurde eine weitere Produktion gemacht. Diese wurde im letzten Jahr so stark nachgefragt, dass wir uns zu einer weiteren Vorstellung entschlossen. Im Jahr 2008 sieht das Konzept so aus, dass wir zu Pfingsten ein „altes“ Stück wieder aufnehmen und im November an zwei Wochenenden ein neues Stück produzieren. Dieses Jahr wurde die Wiederaufnahme von „Eifelfieber“ auch in Rivenich mit großem Erfolg gegeben. Das ganze Dorf war mit eingebunden: Von der Feuerwehr über den Bürgermeister bis zur örtlichen Gastronomie.

Beratung

In diesem Jahr wurde das Rosa Telefon zwanzig Jahre. Aus verschiedenen Gründen wird die offizielle Feier im kommenden Januar stattfinden. Die Trierer Öffentlichkeit aus Politik und Presse sowie alle gegenwärtigen und ehemaligen Mitarbeiter werden eingela-den. Wie jedes Jahr fand das Fortbildungswochenende mit finanzieller Unterstützung von QueerNet in Kleinich statt.

Mitglieder

Die Zahl der Mitglieder stieg im Berichtszeitraum um 12 % von 205 auf 230. Leider ist bei den ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der gegenläufige Trend zu beobachten. So müssen unsere Bürokräfte beim Thekendienst immer mehr einspringen, weil sich sonst wenige dazu bereit erklären.
In steigendem Maße werden unsere Räume für private Anlässe genutzt.

Dank

Um bei einer namentlichen Nennung zu vermeiden, dass jemand vergessen wird, möchten wir stichwortartig die Bereiche aufzählen, in denen durch unglaublich engagierten Einsatz das Leben des SCHMIT-Z gestaltet wird: Bühnenbauteam, SCHMIT-Z Family, Redaktions- und Regieteam, die Mädels von Salon Kopfsalat, Bürokräfte, Buchhaltung, Mitgliederverwaltung, Steuerbüro, Personalbüro der Aids-Hilfe, Berater, Putzkräfte, CSD-Team, Helferinnen und Helfer bei CSD und Rosa Karneval, Sponsoren, Gruppenleiter und Gruppenleiterinnen sowie alle Ehrenamtlichen.
Vorstand und Geschäftsführung
Trier, den 7. November 2008
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