Ein Leserbrief des SCHMIT-Z e.V. zum Vatikan-Dokument über die homosexuellen Priesteramtskandidaten.

Weisung des Vatikans ein Akt der Gleichstellung?

Das Instruktionspapier mag zunächst als ein Akt der Gleichstellung von homosexuellen und heterosexuellen Priesteranwärtern anmuten. Warum soll auch das Keuschheitsgebot nur für heterosexuelle Priester gelten? Doch wer genauer hinschaut erkennt: hier wird mit zweierlei Maß gemessen, denn nicht die sexuelle Enthaltsamkeit ist entscheidend, sondern die sexuelle Identität. Dass der Vatikan es nicht bei einem Verbot praktizierter (Homo-)sexualität belässt, sondern bekennende Homosexuelle vom Priesteramt per se ausschließt ist diskriminierend und entspricht nicht mal den eigenen Forderungen, wie sie im Weltkatechismus von 1994 formuliert sind.
Es gilt also nicht was man tut, sondern was man ist oder schlimmer noch was man sagt. Denn ein seelsorgerisches Gespräch zur sexuellen Identität oder auch Identitätsfindung wird potenziell zur „Reifeprüfung“ und kann zum Ausschluss aus dem Seminar führen. Schlimm genug, das diese Gespräche für den Betroffenen – zumindest innerhalb der letzten 3 Jahre vor der angestrebten Priesterweihe - innerhalb seiner Gemeinschaft zum Risiko, wenn nicht gar zum Tabu werden, nein auch Hilfe und Beratung außerhalb der Kirche wird ihm versagt, macht er sich damit doch der „Unterstützung der homosexuellen Kultur“ verdächtig und riskiert ebenso die Demontage seines gesamten Lebensentwurfes.
Darüber hinaus wird die Diskriminierung mit diesem Papier nicht nur homosexuelle Priester treffen, sondern wird erfahrungsgemäß die ohnehin homophobe christlich geprägte (Sexual-) Moral untermauern. Schließlich gelten Priester doch zumindest für die gläubigen Christen als Vorbild und in ihrer Lebensführung als wegweisend. Die deutliche Kampfansage gegen die „homosexuelle Kultur“ vermittelt zudem unmissverständlich die ignorante und ausgrenzende Haltung der römisch-katholischen Kirche gegenüber Homosexuellen. Der Vatikan lässt mit dieser Weisung Homosexuelle allein und drängt sie weiter zurück an den Rand der Gesellschaft. Er fördert damit eine Atmosphäre, in der Homosexuelle kriminalisiert werden, in dem sie – wie in zahlreichen Medienberichten bereits geschehen - in einen scheinbaren kausalen Zusammenhang zu sexuellem Missbrauch gestellt werden.
Es ist zu befürchten, dass mit diesem Papier eine neue Zeit der Vereinsamung, des Versteckens, der Verleugnung aber auch der Verfolgung und Denunziation Homosexueller und deren Umfeld neu entflammt. Diese tief sitzende römisch-katholische Tendenz darf – gerade in Deutschland - nicht toleriert werden und ist aufs Schärfste zu verurteilen.
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