Coming-out in der Schule

Logo Manchmal scheint es, als sei die lesbisch-schwule Welt inzwischen so sehr in Ordnung, dass es nur noch Erinnerungen an die vergangene Zeit der Diskriminierung und der Unfreiheit gäbe. Sicher haben sich die Situationen junger Menschen in den letzten Jahrzehnten verändert. Dennoch ist noch sehr vieles weiter zu entwickeln. Im letzten Jahr hat sich im SCHMIT-Z eine neue Jugendgruppe mit dem Namen «Route 66» gebildet. An dieser Stelle wir in Kürze eine Interview mit den beiden Sprechern Susi und Dominik veröffentlicht. Wie sehr ein solches Hilfeangebot nach wie vor gebraucht wird, zeigt folgender kleiner Bericht eines lesbischen Mädchens.
Logo Meine damalige Freundin und ich hatten gerade das Coming-out erfolgreich und mit übermäßiger Freude bei unseren Freunden überstanden und wollten uns auch nun in der Schule nicht mehr verstellen. Wir verhielten uns ganz normal, genau so wie sich auch Hetero-Pärchen verhielten, nur das es nicht bei allen so gut ankam. Es machte natürlich die Runde, da wir ja kein großes Geheimnis mehr drum machen mussten. Der Großteil war erst einmal schockiert und teilweise fragten sie wie wild drauf los. Uns war klar, dass man so reagieren würde, dachten aber, dass es mit der Zeit den Leuten egal werden würde, quasi „normal“, doch wir hatten uns getäuscht. Es wurde gelästert wie verrückt. Uns wurde unterstellt, dass wir gar nicht wüssten was wir täten. Wir seinen noch zu jung, um zu wissen was wir wollten. In den Gängen wurde man nur noch argwöhnisch angeschaut. Oberstufler fanden es ganz lustig, uns heimlich zu fotografieren. Fragten, ob wir nicht Lust hätten, mit ihnen einen Film zu drehen. Mit Fingern wurde auf uns gezeigt. Mein Bruder wurde als schwul bezeichnet, doch er stand hinter uns, genau wie unsere Freunde und die Klasse meiner Freundin. Im Gegensatz zu den Mädchen aus meiner Klasse. Sie zogen sich zum Sportunterricht nicht mehr mit mir in einem Raum um. Sie wollten mich nicht mehr anfassen, auch nicht, wenn es verlangt wurde. Auf den Gängen wurden wir geschlagen und auseinander gerissen. Wir wurden als „Lesbenschlampen“ beschimpft. Zu Lehrern zu gehen, um die Vorfälle zu melden, trauten wir uns nicht. Denn plötzlich rissen einige Lehrer Lesben- und Schwulenwitze und lachten dabei lauthals mit. Manche waren der Ansicht, dass die Schule nicht der richtige Ort für „so was“ sei, aber neben uns stand ein Hetero-Pärchen ineinander verschlungen. Als eine Mitschülerin sich weigerte, sich neben mich zu setzen, da ich ja eine „Lesbenschlampe“ sei, lachte die Klasse samt Lehrer. Das zog sich Monate weiter und es schien nicht aufzuhören. Dieses Mobbing führte letzt endlich dazu, dass ich die Schule wechselte. Auf meiner neuen Schule trau ich mich nicht, irgendwas zu sagen. Die Angst, dass das Ganze wieder anfängt, ist zu groß.
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